Bundesliga I 01. März 2019 I FC Augsburg – Borussia Dortmund

FC Augsburg – Borussia Dortmund 2:1

„…mit viel Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr…“

Weil Augsburg grob gesagt nur die Augsburger Puppenkiste zu bieten hat und aus eben dieser vor allem Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer bekannt sind, fiel es für diese Auswärtsfahrt besonders leicht, sich für ein Transportmittel zu entscheiden. Die Lokomotive wurde uns zwar nicht persönlich vorgestellt, es muss aber Emma, die kleine Dampflok von Lukas, gewesen sein, da man nicht weniger als 9 Stunden für die einfache Strecke von Dortmund nach Augsburg benötigte. Auch das Hupen bei jeder Abfahrt erinnerte eher an eine Dampflok, als an die charmante Centralbahn, mit der vermutlich schon die Weltmeister ’54 in die Heimat reisten. Ein Wunder, dass nicht ein Abteil nach dem anderen zum Kohleschippen heranzitiert wurde!

Doch genau das macht am Ende die Romantik einer Fahrt mit dem Sonderzug aus.

Am Urlaubs-Freitag traf man sich zu christlicher Stunde um halb 10 am Dortmunder Hauptbahnhof. Vollbepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen – hinein ins Weekend-Feeling! Neben sieben Reiselustigen vom Bürener Fanclub, waren wie schon gewohnt auch bekannte Gesichter von den befreundeten Fanclubs dabei. Leider hätte man kaum weiter auseinander sitzen können. Nicht nur, dass man in den Wagen 3 und 12 untergebracht war, dazwischen lag auch noch der nahezu undurchdringbare Samba-Wagen. Ein Moloch aus Testosteron, Bier, Schlager und schwarz-gelben Farben! Halleluja!

Nach erfolgreichem Verstauen des flüssigen Reisegepäcks, startete die Fahrt zum ersten und einzigen offiziellen Halt der Reise. In Köln-Mühlheim stiegen noch einige Mitfahrer zu. Wundersamerweise ohne Verkleidung, leicht verkatert mag der eine oder andere aber noch gewesen sein. Man machte sich daran, die nächsten Stunden möglichst angenehm zu gestalten und rückte bisweilen eng zusammen, da unser Abteil mit acht Leuten um zwei Personen überbelegt war. Aber in der Not… Rotierend wurde also gestanden und der Gang belagert. Im Vorfeld wurde in den Reiseunterlagen darauf hingewiesen, für die Fahrtstunden das Leben als Influencer abzulegen und sich mit den Mitfahrern zu beschäftigen. Zudem wurden Touch-Bedienpanels, USB-Ports und Steckdosen im Abteil umsonst gesucht. So besann man sich darauf, die Handys akkuschonend in den Taschen zu lassen und sich vom Gedudel vom Samba-DJ beschallen zu lassen. Es trat eine Atmosphäre aus längst vergangenen Zeiten ein: man unterhielt sich und schaute aus dem Fenster in die vorbeiziehenden Landschaften.

Die Zugfahrt führte uns an Orte, die man nur als Chinese kennt: Burgen an Flüssen! Die Flüsse, die sich durch das Fenster zeigten wechselten je nach Betrachter und Kenntnisstand von Afte und Nil, bis hin zu Amazonas und Rhein. Wo wir wirklich langfuhren wird ein Geheimnis bleiben. Ausnahmslos alle 124 Burgen wurden bildlich festgehalten und können gegen Entgelt vom Fotografen eingefordert werden. Als Codewort bitte „Burg“ nennen, der Fotograf wird wohl auf der Rückfahrt von diesem einen Wort geträumt haben.

Der Höhepunkt der Hinfahrt war ein unnachahmliches Kunststück, dass uns alle staunend zurückgelassen hat. Artist A warf Artist J geschickt ein Fläschchen konzentrierter Kräuter zu. Artist J stellte sich aber dermaßen ungeschickt (oder war es geplant?!) an, dass das Fläschchen in der Tasche mit edlem 0,33€-Dosenbier landete und eine Bierfontäne im Abteil ausbrach. Unter tosendem Jubel, wie man ihn nur von der Eröffnung des Schlaraffenlands kennt, wurde die Quelle noch rechtzeitig vor grenzenloser Überschwemmung verlagert. Nach kurzer Diskussion wurde von der Wiederholung des Kunststücks abgesehen, da die Erfolgsaussichten, wieder im perfekten Winkel Dose von Flasche treffen zu lassen, als zu gering eingestuft wurden.

Ohne nennenswerte Zwischenfälle erreichte man unter fachmännischer Zugbegleiter-Leitung durch Hüllis verlorenen Bruder zwei Stunden vor Spielbeginn den Augsburger Hauptbahnhof. Aufgeteilt und eingepfercht in die bereitstehenden Shuttlebusse, ließ man sich auch noch das letzte Stück der Strecke kutschieren. Nach einigen Den-1.-Gang-finden-Schwierigkeiten und zu langer Standzeit unseres Busses in Sichtweite des Stadions, entschied man kurzerhand eigenmächtig, sich auf die Straße zu entlassen um den Rest des Weges zu Fuß zu bewältigen. Das stieß allerdings auf wenige Gegenliebe bei der Staatsmacht, sodass man sich überraschend einvernehmlich wieder in den Bus begab und einige Minuten später tatsächlich den Gästebereich erreichte. Hier sollte dann doch noch ein weiteres kleines Kunststück gelingen: alle Abteilgenossen schafften es ins Stadion. Man ziehe den Hut! Im Block traf man auf weitere altbekannte Gesichter, die sich für die unspektakuläre Anreise mit dem Auto entschieden hatten.

Da es bisher ein hoffentlich recht kurzweiliger und guter Bericht ist, lasse ich das Spiel unkommentiert. Es sei nur so viel gesagt: wer nicht in den gefühlt siebten Player für die Übertragung investiert hat, kann sich von dem Geld einen netten Eisbecher kaufen und hat somit mehr davon. Guten Appetit!

Nach Abpfiff begab man sich zügig wieder zu den Shuttles. Die Organisation der Abfahrt dieser ließ etwas zu wünschen übrig, nichtsdestotrotz kam man recht schnell und gequetscht und gestapelt wieder zum Hauptbahnhof. Auf der Fahrt wurden wir in die Playlist-Pläne des DJs für die nächsten drei Stunden eingeweiht und zwischen Teufelskindern und Nordseeinsel-Sehnsucht stimmte man „Time to Say Goodbye“ an – Leid verbindet eben. Uns empfing die wenig angenehm riechende und wenn überhaupt grob gereinigte Centralbahn, frisch bestückt mit der gesamten Dosenbier-Auswahl der Welt.

Da wir zwar mit acht Leuten reisten, es aber nur Sessel für sechs Fahrgäste gab, machte man sich bereits kurz nach Abfahrt daran, im Schichtbetrieb zu schlafen. Die Steher vergnügten sich je nach Gusto mit einer Visite im Sambawagen, Unterhaltungen im Gang mit Vorbeispazierenden oder Bewachung der Schlafenden. Burgen gab es auf der Rückfahrt leider dank Dunkelheit nicht zu fotografieren – wäre für den im Tiefschlaf gefangenen, bauchfrei schlafenden Fotografen aber auch zu keiner Zeit möglich gewesen.

Als der Morgen langsam dämmerte näherte man sich auch schon dem Haltepunkt im Dunstkreis von Köln City. Hüllis Bruder lotste gekonnt alle Aussteigenden aus den Wagen 1-5 weiter nach vorne, da unser Zug tatsächlich zu lang war um an allen Wagons aussteigen zu können. Ob Zug oder Bus, die Funktion des Orgileiters muss wohl in der Familie liegen! Gegen halb 9 lief die Centralbahn dann endlich nach knapp 24 Stunden Reise im Dortmunder Hauptbahnhof ein. Schnell packte man Kind und Kegel zusammen und verabschiedete sich in die unterschiedlichen Richtungen, wobei von Autobahn über Bett bis zu Stadion alles vertreten war.

Fazit: Auch wenn das spielerische Detail dieser Deutschlandtour nicht überzeugend war, die Vorfreude auf die nächste Auswärtstour mit euch ist schon wieder unermesslich!

Autor: Johanna

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