4. Spieltag I 22.09.2018 I TSG 1899 Hoppenheim – Borussia Dortmund

TSG 1899 Hoppenheim – Borussia Dortmund 1:1

Nachdem sich unter der Woche der Sieg in Brügge erduselt wurde, hieß es für schwarz-gelb am darauffolgenden Wochenende erneut Koffer packen und auf Reisen gehen. Ziel war dieses Mal das wesentlich unspektakulärere Provinzdorf Sinsheim. Dabei ist die Tour ins Kraichgau alle Jahre wieder mit dem Besuch der lästigen Verwandtschaft zu vergleichen. Keiner hat richtig Bock drauf, der ganze Tag ist im Eimer, der nette Onkel, nennen wir ihn in diesem Fall einmal Didi, hat sowieso leicht einen am Brett, wenn es keinen Alkohol gäbe, wäre die Sache noch unerträglicher und wenn man es irgendwann hinter sich hat, ist man froh, wenn man sich eine ganze Weile erstmal nicht mehr sehen muss.

Aber trotz allem folgt man natürlich pflichtbewusst dem Ruf des lieben Onkels und charterte sich einen schmucken 7-Sitzer. Nachdem alle ihre teilweise sehr langen Gräten ins Vehikel sortiert und abschließend auch der Proviant in bester Tetrismanier verstaut wurde, konnte es losgehen. Trotz des erwähnten unschönen Reiseziels, machte sich allerdings doch recht schnell eine gewisse Vorfreude breit. Endlich wieder samstags mit den Kumpels quer durch die Republik düsen, eine paar Bierchen naschen und dummes Zeug erzählen. Als das Adlerauge von der Mittelbank auch noch den USB-Anschluss für die Musik entdeckte war alles gut und es rollte entspannt gen Süden. Kribbelig wurde es nur noch einmal als nach der Frühstückspause die Kofferraumluke geschlossen werden musste. Dies sollte per Knopfdruck möglich sein, da sich allerdings zwei Knöpfe, unter anderem ein roter an der Luke befanden, näherte sich der Finger doch mit einem recht mulmigem Gefühl der Schaltvorrichtung. Schließlich weiß man seit Bergamo wohin ein falscher Knopfdruck führen kann. Hier lief aber alles glatt und wir düsten ohne Notruf und ohne „sorry Mistake“ problemlos bis Sinsheim. Hier schob man uns zwar gefühlt auf den hinterletzten Parkplatz ab, aber nach der langen Fahrt ein bisschen die Beine vertreten schadet ja nicht.

Im Block angekommen sicherte man sich seine Plätze und wartete auf den Anstoß. Der Beginn der Partie sollte jedoch ganz im Zeichen des schwelenden Konflikts der Dortmunder Fanszene und dem Oberguru des Plastikclubs, dem Eingangs erwähnten Onkel Didi, stehen. Nachdem Hopp Anzeigen und Stadionverbote gegen gut 30 Dortmunder erwirkt hatte, war die Retourkutsche des Blocks quasi vorprogrammiert. Das gezeigte Banner dürfte durch die Medien sicherlich mittlerweile jedem bekannt sein und individuell auf Zustimmung oder Ablehnung getroffen sein. Zu der Beleidigungsthematik aber vielleicht noch ein paar Denkanstöße. Der Fußball ist seit jeher mit starken Emotionen verbunden, was auch ein polarisierender Vereinsmäzen wissen sollte. Sollte dieses Modell jetzt Schule machen, was kommt als nächstes? 8000 Anzeigen, wenn die blaue Brut das nächste Mal im Gästeblock „BVB …söhne“ singt? Stadionverbote wenn ein Trainer oder Vereinsoffizieller dem Schiedsrichter oder der gegnerischen Bank in einer hitzigen Schlussphase kurz mal erzählt, was sie sind und was sie ihn können? Bekommen dann demnächst auch Opa Heinz und sein Krückmann in der Kreisliga Anzeigen, wenn nach dem 3. Herrengedeck die Zunge etwas lockerer sitzt und aus Prinzip alles und jeder bepöbelt wird?

Zum Glück fand aber auch noch ein Fußballspiel statt und dies begann recht flott und munter. Während zunächst schwarz-gelb die Partie kontrollierte, brauchten die Kraichgauer ein wenig um ins Spiel zu kommen. Dann aber leider immer besser und Borussia konnte froh sein, sich mit dem 0:0 in die Kabinen zu retten. Aber selbst das klappte nicht mehr und quasi mit dem Halbzeitpfiff schlug es zum 1:0 für die Gastgeber ein.

Auch nach der Pause spielte zunächst nur Hoffenheim. Mit viel Dusel, dem Linienrichter und dem Videoschiedsrichter mogelte Borussia sich aber „nur“ mit 0:1 durch die Drangphase und schien gerade wieder auf dem Weg der Besserung als Diallo vom Platz musste. Für die einen ein handelsüblicher Zweikampf, für die anderen glatt Rot. Das die Nummer etwas übertrieben war, dürfte spätestens klar sein, nachdem die Sperre sich auf nur ein Spiel beruft. Sei es drum… nach dem Platzverweis rannte schwarz-gelb mit ordentlich Wut im Bauch an und schaffte kurz vor Schluss tatsächlich noch den Ausgleich und hätte das Spiel sogar noch drehen können. Dies wäre aber wohl etwas viel des Guten gewesen.

Daher ging es mit nur einem Punkt im Gepäck auf die Heimreise. Nach erneut ausgiebigem Fußmarsch und neidischen Blicken in Richtung der busfahrenden Fans, die direkt vorm Stadion parkten, erreichten wir unseren Parkplatz und stellten ernüchtert fest, dass der letzte Parkplatz, wohl auch als letztes in den Verkehr eingereiht wird. So nutzten wir die Zeit für eine ausgiebige Stärkung und dafür, einem kleinen Borussenfan durch den Kauf seiner fachmännisch im Bauchladen feilgebotenen Leckerein das Sparschwein bzw. die Kartenkasse ein wenig aufzubessern. Getreu dem Motto „Jeden Tag eine gute Tat!“.

Irgendwann durften aber auch wir dann vom Parkplatz und machten uns schleunigst auf die Socken in Richtung Heimat. Während freie Straßen eine zügige Heimreise ermöglichten, mussten die Ohren allerdings noch Schwerstarbeit verrichten. Die Rückbank hatte nämlich irgendwann die Disneyklassiker für sich entdeckt und grölten diese inbrünstig mit. Zwei nicht ganz elfengleiche junge Männer, die „Can you feel the love tonight“ intonieren… überflüssig zu erwähnen, dass der Rest der Besatzung froh war, als man relativ früh die Heimat erreichte und man noch Gelegenheit hatte, ein Häuschen weiter zu ziehen, um dort die eben entstandenen Bilder aus dem Kopf zu vertreiben.

Viel Zeit zur Erholung bleibt jedoch nicht, da es bereits am Mittwoch weitergeht, wenn die Freunde der Blauen aus Nürnberg im Westfalenstadion gastieren.

Autor: Andreas

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