Champions League I 13.02.2019 I Tottenham Hotspur – Borussia Dortmund

Tottenham Hotspur – Borussia Dortmund 3:0 (0:0)

17.12.2018, irgendwo in einer dunklen Spelunke in Nyon…
„Dankeschön, wir sind die UEFA-Band, wenn ihr Loswünsche habt, ruft sie einfach!“
„Lost den selben Scheiß nochmal!“
„Alles klar, das gleiche Los! Und ab nach London!“

So oder so ähnlich wird es wohl gelaufen sein, bevor es zum gefühlt 38. Mal innerhalb der letzten 6 Jahre hieß, dass Borussia in der Championsleague in London antreten darf. Nachdem der obligatorische Madridtrip schon in der Vorrunde abgearbeitet wurde, musste in der K.O.-Runde natürlich London folgen. Einzig positiv an der ganzen Geschichte war, dass die Karten ausreichten um mit den umliegenden Fanclubs einen Bus zu organisieren und man sich schon lange vorher auf eine geniale Fahrt freuen durfte.

Entsprechend gut gelaunt trafen daher auch alle am späten Vorabend des Spiels am Vereinslokal zur Abfahrt ein und es herrschte ein freudiges Klima im ganzen Bus. Naja fast… im hinteren Teil war das gute Klima recht schnell dahin, da ein Unmensch quasi mit abbiegen auf die Königstraße meinte seinen Megadöner auspacken und verspeisen zu müssen. Daher also schnell die ersten Kannen aufgerissen und den Riechkolben in den herrlichen Duft eines kalten Bieres gehalten. Da dieser Ersatz-Wunderbaum jedoch nicht lange hielt, musste zügig neues Aroma her und bereits in Soest bei Zustieg der restlichen Mitfahrer wurde die erste Kiste getauscht.

Mit frischer Luft und allen Mann an Bord brauste man entspannt in die Nacht und Richtung Fähre, wobei sich der übliche und vertraute Auswärtstrott im Bus breit machte. Ein bisschen Musik, Akkordarbeit an der Flasche (man will ja nicht riskieren, dass die Fähre wegen zu viel Gewicht sinkt) und entspannter Schnack mit den Sitznachbarn ließen die Zeit schnell vergehen. Dazu noch eine Runde Kräuterlikör und feinste Wurstwaren vom Geburtstagskind machten die Party richtig rund.

Wie so oft im Leben muss es aber immer einen geben, der die Stimmung versaut. In diesem Fall übernahm die Staatsmacht diesen Job höchstpersönlich und bat kurz hinter Duisburg sämtliche Fanbusse zur Kontrolle. Was und warum kontrolliert wurde blieb hierbei ebenso ein Geheimnis, wie warum nur der hintere Teil des Busses seine Personalausweise abgeben durfte. Ob beim Anblick unseres grau melierten Präsis der vordere Teil des Busses für eine Kaffeefahrt mit Heizdeckenverkauf und damit für ungefährlich gehalten wurde, oder ob die menschenfressenden und brandschatzenden Fußballterroristen grundsätzlich nur hinten in Bussen sitzen konnte leider nicht abschließend geklärt werden. Ebenso wenig, wie was mit den Daten der Kontrollierten passierte. Aber immerhin sehr beruhigend zu wissen, dass in Deutschland nachts sonst keine Gefahren lauern, wenn die Beamten schon mit solchen Aktionen ihre Stundenkonten füllen müssen.

Aber auch von dieser Aktion ließ man sich die Laune nicht lange verderben und man zauberte noch ein bisschen in die Nacht bzw. durch sie hindurch, ehe man am nächsten Morgen pünktlich die Fähre erreichte. Die Überfahrt wurde dann recht unterschiedlich genutzt. Von Schlaf nachholen, über Pegel halten an der Bar bis Sonnenaufgang an Deck beobachten war alles dabei. Schlussendlich waren alle wieder pünktlich im Bus und man hielt Kurs Richtung London, welches zur Mittagszeit erreicht wurde. Für schlanke 90 Pfund den Bus geparkt und ab an die frische Luft. Während es einige in die Stadt zog, zog es die Truppe des Schreiberlings eher in Richtung eines gemütlichen Pubs. Ein solcher wurde auch schnell gefunden und man freute sich über schwarz-gelbe Gesellschaft vor Ort. Zumindest kurzfristig… denn recht schnell stellte sich heraus, dass die Herrschaften mit ihrem Weltbild leider noch zwischen 1933 und 1945 festhingen und daher niemand von uns Wert darauf legte, in solcher Gesellschaft sein Bier zu trinken. So zog man also ein paar Häuser weiter, stärkte sich und traf sich letztlich in einem anderen Pub wieder, wo das Bier ebenfalls schmeckte, man sich ein wenig erholen und auch mit dem ein oder anderen Einheimischen ins Gespräch kommen konnte. Schade, dass die Besitzer des Pubs weniger an ein friedliches Miteinander glaubten und uns irgendwann freundlich aber bestimmt baten zu gehen, da der Pub für Tottenhamfans bestimmt sei.

Sei es drum, den Nachmittag hatte man gut rumbekommen und so ging es langsam aber sicher in Richtung Stadion um pünktlich zur Öffnung der Stadiontore vor Ort zu sein. Nachdem es direkt in der ersten Welle ins Stadion ging, blieb noch genug Zeit sich auf’s Spiel vorzubereiten, Erinnerungsfotos zu schießen und die Augenlider von innen zu betrachten.

Letzteres hätte man dann wohl auch besser durchgehend bis zum Abpfiff getan, denn das Spiel war aus schwarz-gelber Sicht leider zum abgewöhnen. Während man in Durchgang eins noch ebenbürtig aber weiß Gott nicht gefährlich war, ging es in Halbzeit zwei komplett dahin. Defensive Fehler gepaart mit völliger Harmlosigkeit in der Offensive bedeuteten am Ende ein 0:3. Während Realisten sich damit von der Championsleague in dieser Saison verabschieden, lassen die Optimisten ausrichten, dass mit diesem Ergebnis die Bühne für eine weitere magische Europapokalnacht im WESTFALENSTADION bereitet ist.

Eine weitere magische Nacht im Bus sollte jedenfalls nicht folgen. Im Endeffekt waren alle froh als wir endlich wieder rollten und man sich von den Strapazen der letzten 24 Stunden erholen konnte. Leben kehrte erst wieder ein, als wir den Hafen von Dover erreichten und uns die Passkontrolle aus dem Schlaf riss. Glücklicherweise konnten danach auch alle direkt wach bleiben, denn wir erwischten eine frühere Fähre als geplant und konnten direkt auf’s Schiff durchrollen. Auch hier wurde nur ausgiebige Augenpflege betrieben bis man Dünkirchen erreichte.

Von nun an kehrten aber nach und nach die Lebensgeister zurück. Nicht ganz unschuldig daran war unser Busfahrer. Seine Ansage nun bis hinter Antwerpen durchfahren zu wollen um den Stau im Berufsverkehr zu meiden, ließ den ein oder anderen hellhörig werden. Antwerpen? Stau? Da war doch was… Richtig! In Antwerpen ist IMMER Stau. Also flugs die Augen auf und gucken was die Verkehrslage so hergibt. Erfreulicherweise umkurvte man die Hafenstadt relativ problemlos und hatte im Anschluss daran Zeit für eine ausgiebige Frühstückspause.

Frisch gestärkt und gut erholt ging es im Anschluss auf die letzte Etappe der Reise und der ein oder andere stürzte sich ins letzte Gefecht um die mitgebrachten Vorräte zu dezimieren. Kurze Irritation kam auf, als unser Kutscher berichtete, dass man nun einen Steinwurf entfernt neben dem Werk herfahren würde, in dem der Bus zusammengebaut wurde. War das nun das Kommando den Bus auseinander zu nehmen um ihn wie neu zusammenbauen zu lassen? Nach kurzer Beratschlagung ging die Tendenz doch eher in Richtung nein und es ging entspannt weiter in Richtung Heimat. Euphorie kam noch einmal auf, als man das WESTFALENSTADION passierte, ansonsten plätscherte die Fahrt so vor sich hin und schon bald war er an der Zeit unsere befreundeten Fanclubs zu verabschieden und sich dezimiert auf die letzten Meter zu machen. Schlussendlich war dann auch jeder froh, als wir unser Vereinslokal wieder erreichten und es ab nach Hause ging.
Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Einige Schluckspechte hatten den Hals immer noch nicht voll und kratzten so lange an der Tür bis unsere Vereinswirtin dem Hundeblick nicht widerstehen konnte und noch ein paar Getränke kredenzte.

Damit sollte dann eine wieder einmal erlebnisreiche Auswärtstour zu Ende gehen, an der sicherlich alle, trotz des Ergebnisses, ihre Freude hatten. Abschließend noch ein Dank an die Organisatoren und an unseren Kutscher, der mit seiner freundlichen und positiven Art ebenfalls viel zum Gelingen der Tour beigetragen hat.

Autor: Andi

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