Europa League Achtelfinale I 15.03.2018 I FC Red Bull Salzburg – Borussia Dortmund

FC Red Bull Salzburg – Borussia Dortmund 0:0

Vorwort: Auch das Auswärtsspiel in Salzburg wurde bekanntermaßen von einem Großteil der Dortmunder Fanszene boykottiert. Da rund um dieses Thema bereits viel diskutiert wurde, werde ich in meinem Bericht nicht weiter darauf eingehen. Nur so viel: Unser Plan war recht simpel: Hinfahren, Salzburg ausschalten und damit dafür zu sorgen, dass Salzburg keine weitere mediale Aufmerksamkeit in der Euro League bekommt.

Dass ich in meinem ersten Bericht über ein Spiel schreibe, in dem der BVB seine letzte Titelchance für die Saison 2017/2018 ohne erkennbaren Einsatz leichtfertig abgeschenkt hat, qualifiziert mich vermutlich nicht für die Weiterbeschäftigung als rasender Reporter. Aber das ist nur eine persönliche Randnotiz.

Wir machten uns am frühen Donnerstagmorgen um 6:00 Uhr auf den Weg nach Salzburg. Die Fahrt verlief stressfrei und ereignislos. Nach dem Check-In ging es gegen 13:30 Uhr in Richtung Salzburger Innenstadt, in der bereits einige Dortmunder Anhänger zu sehen waren. Kulinarischer Start in der Mozartstadt war der alt-ehrwürdige Stieglkeller zum Fuße der Festung Hohensalzburg. Gut gestärkt wurde auf persönliche Empfehlung das Irish Pub Shamrock am Ufer der Salzach angesteuert. Dass es von dieser als Zwischenstopp geplanten Station später direkt zum Stadion ging, lag auch daran, dass das Irish Pub bereits zu früher Stunde fest in Dortmunder Hand war und wohlbekannte BVB-Songs rauf und runter gespielt wurden. Unsere Neugier zur Erforschung der örtlichen Braukunst tat ihr Übriges dazu. Wer schon einmal mit zum Auswärtsspiel in Berlin war, vorzugsweise zum Pokalfinale, kann sich sicher sehr gut vorstellen, was ich meine. Auch in Österreich kam diese Stimmung auf.

Auch wenn wir es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten, sollte es sich als eine gute Idee erweisen, für die Anfahrt zum Stadion das Taxi zu wählen und auf den kostenfreien Sonderbus zu verzichten. Dazu aber später mehr. Am Stadion angekommen wurde unser Augenmerk auf den benachbarten Baumarkt gelenkt. Es schien, als ob der Baumarkt eine Sortimentserweiterung vollzogen hatte und zusätzlich zu den Kernprodukten auch Getränke in Dosen für durstige Auswärtsfans im Angebot hatte (das Wort Dose wollte ich mindestens einmal in meinem Bericht verwenden). Unser Pech war nur, dass eben dieser Baumarkt nahezu parallel zu unserer Ankunft ausverkauft war und die Ladentüre geschlossen hatte. Zuvor nahmen wir noch die Visitenkarte des freundlichen Taxifahrers entgegen, der großzügig anbot, uns auch nach dem Spiel für kleines Geld wieder in die Salzburger Innenstadt zu kutschieren.

Der Einlass ins Stadion verlief problemlos. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, fragten wir uns, was sich hinter dem bereits sichtbaren Spruchband der offensichtlich geplanten Choreo der Retortenfans verstecken möge. Neutral betrachtet, sofern das für mich überhaupt möglich ist, kann die Joker-Inszenierung als gelungen betrachtet werden. Die Verwendung von Batmans bekanntestem Gegner, dem Joker, könnte ich zusätzlich noch als persönliche Beleidigung auffassen, nachdem ich diesen Spitznamen nach einer legendären Auswärtsfahrt in die bayerische Landeshauptstadt in Fanclubkreisen trage.
Offenbar hat die überdimensional große Darstellung von Jokers Konterfei unserem aktuellen Batman wie auch dem Rest der gesamten Mannschaft so viel Respekt, Angst oder was auch immer eingeflößt, dass das Spiel an dieser Stelle kurz und knapp abgehandelt werden kann. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass für ein Weiterkommen mindestens zwei Tore notwendig waren, ist es absolut nicht nachvollziehbar, wie eine Borussen-Elf so harmlos, charakterlos und offensivschwach auftreten konnte. Auch wenn unser Tormann aus dem Land der Eidgenossen den Begriff der Blamage im Interview nach dem Spiel nicht teilen wollte, da Salzburg eine so hohe individuelle Klasse haben solle, passt dieser Begriff für mich doch sehr gut. Nicht zu Letzt durch immer wieder vorgetragene markige Worte unserer Geschäftsführung und dem daraus abzuleitenden eigenen Anspruch, darf Fußball-Deutschland wie auch jeder Dortmund-Anhänger ein Weiterkommen gegen Salzburg durchaus erwarten.

Jetzt heißt es volle Konzentration im Endspurt der spannenden Saison (wenn das Rennen um die Meisterschaft ausdrücklich ausgeklammert wird), damit die Qualifikation für die Champions League gesichert werden kann. Das ist sicher jedem BVB-Fans ein inniges Anliegen, alleine schon, damit diese unsäglichen Sonntagsspiele ein Ende haben.

Zurück zu unserem Taxifahrer der Hinfahrt. Sein Angebot wollte in Anspruch genommen werden. Blöd nur, dass er trotz dreimaligen Anrufens und seiner jeweiligen Aussage, dass er quasi schon da ist, den Weg zu uns nicht fand. Also ging es mit dem Sonderbus zurück in die Stadt. Die Fahrt zog sich wie Kaugummi. Die gefühlte Stunde Fahrzeit war auch darauf zurückzuführen, dass an wirklich jeder Haltestelle gehalten wurde. Wie bereits berichtet, waren wir froh, dass uns dieses zweifelhafte Vergnügen auf der Hinfahrt zum Stadion erspart blieb. Als wir endlich wieder am Ufer der Salzach angekommen waren, lag das bereits erwähnte Irish Pub direkt auf unserer Route. Ohne langes Nachdenken, nahmen wir die Einladung des Schicksals an und riskierten noch einen Blick. Noch voller als vor dem Anpfiff, war das Shamrock wieder bestens gefüllt mit Dortmundern. Das Spiel wurde mit angereisten Fans aus Nah und Fern (die uns bekannte weiteste Anreise hatte ein Fan aus Lübeck auf sich genommen), aber auch mit Einheimischen, die dem BVB die Treue geschworen haben, ausgiebig nachbesprochen.

Der interessanteste Gesprächspartner bei unserem zweiten Aufenthalt im Irish Pub war ein Mitglied der Ultras und Mitbegründer des 2005 neugegründeten SV Austria Salzburg. Seine detaillierten Ausführungen zur feindlichen Übernahme durch den Konzern aus Fuschl am See waren sehr bewegend. Vieles davon war bekannt, aber die leidenschaftliche Erläuterung eines direkt Betroffenen hat dann doch eine noch ganz andere Intensität. Die Spendenaktion von Südtribüne Dortmund zur Unterstützung der Austria wird im Nachbarland mit außerordentlicher Dankbarkeit gewürdigt! Bleibt zu hoffen, dass die Austria den Weg aus der vergleichsweise bedeutungslosen Austrian Regional League West schafft (momentan wird Platz 7 belegt).

Der Spieltag sollte mit der Taxifahrt zum Hotel enden. Unsere Taxifahrerin Maria, die detaillierte Ortskenntnis bewies, bot uns die Möglichkeit, die beste Döneria in Town aufzusuchen. Ob die leckeren To-Go-Gerichte wirklich das Beste der Stadt waren, lässt sich nur vermuten. An dieser Stelle vertrauten wir aber auf die Expertise von Maria, die unserer Einschätzung nach bereits beim Dortmunder Europokal-Triumph im Hampton-Park anno 1966 auf der Welt war. Da man Frauen bekanntlich nicht nach ihrem Alter fragt, bleibt aber auch das reine Spekulation.

Die Rückfahrt verlief erfreulicherweise ebenso ereignisarm wie die Hinfahrt. Das Mehr an Staukilometern war sicher auch dem Wochenendverkehr auf Deutschlands Autobahnen geschuldet. Gegen 20:00 Uhr erreichten wir die Heimat und können das Fazit ziehen, dass die Fahrt als solches sehr gelungen war. Das Spiel und vor allem das Ergebnis hingegen ist leider äußerst ernüchternd.

Autor: Der Joker

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