Europa League Zwischenrunde I 22.02.2018 I Atalanta Bergamo – Borussia Dortmund (2. Reisegruppe)

Atalanta Bergamo – Borussia Dortmund 1:1

Nach dem Ausscheiden aus der Champions-League hoffte ich auf interessantere Gegner in der EuroLeague als die schon zur Gewohnheit gewordenen Spiele gegen Real Madrid und wurde mit dem italienischen Vertreter Atalanta Bergamasca Calcio nicht enttäuscht. Ein interessanter Verein mit guter Fanszene und zudem einer relativ easy zu organisierenden Anreise. Dementsprechend fand sich fix eine fünfköpfige Bande zusammen für die es am frühen Donnerstag Morgen zunächst mit dem Auto nach Köln gehen sollte. Da ich nicht innerhalb von Sekunden die Tür öffnete um ins Auto einzusteigen wurde ich mit wildem Hupen zur Eile gedrängt, meine Nachbarn werden sich mit Sicherheit gefreut haben. Wie es sich für den Europapokal gehört wurden auf der Fahrt auch schon die ersten Dosen geöffnet, sodass das Kickern im Terminal des Kölner Flughafens bei vier der fünf Reisenden eher nach der Suche nach der Nadel im Heuhaufen als nach Fußball aussah.

Der kurze Flug wurde von mir jedenfalls noch zum Schlafen genutzt, da ich die ehrenvolle Aufgabe hatte, den Mietwagen in Italien steuern zu dürfen, während sich der Rest der Truppe auch im Flieger noch ein Bierchen gönnte.

In Bergamo angekommen, machten wir uns auf die Suche nach unserem Mietwagenverleih und mussten zunächst einmal Blut und Wasser schwitzen, weil keiner daran gedacht hatte, die passende Kreditkarte einzupacken und somit das ganze Geschäft zum Scheitern verurteilt war, bis einem Experten, nennen wir ihn aus Gründen des Datenschutzes Andreas P. oder nein, doch lieber A. Polten, eine seit Jahren nicht mehr genutzte Karte aus dem Hut zauberte und wir den Schlüssel im Gegensatz zur anderen Bürener Gruppe bereits nach 15 Minuten in den Händen hielten. Der Mitarbeiter des Verleihs war noch so freundlich uns auf Schäden am Wagen aufmerksam zu machen, indem er diese auf einer Skizze einkringelte. Dies war nicht nötig. Im Grunde hätte er es wie ein Deutschlehrer in der Klassenarbeit des Klassenschwächsten machen können und alles rot anstreichen müssen. Im Endeffekt waren es nämlich sieben große Beschädigungen, zu der durch das Bürener Formel1 Team aber trotz des italienischen Verkehrs keine weiteren mehr hinzukommen sollten.

Die ersten Kilometer auf italienischem Boden waren nämlich erstmal eine Umgewöhnung, da Blinker zwar auch in italienischen Autos eingebaut werden aber nie benutzt werden oder Zebrastreifen eher als Streetart zu begreifen sind, denn als Verkehrssignal. Auf dem ersten Teil der Strecke wurde sich zudem noch durch die Autobahn-Maut gemogelt, indem man versehntlich die Ausfahrt für die registrierten Fahrzeuge wählte und das nachfolgende Auto die Schranke für uns kostenfrei öffnete. Warum soll man sich auch vorher informieren, wie der Bums funktioniert, wenn man sich eh schon sein ganzes Leben durch den Alltag mogelt?!

Nachdem man nach kurzer Suche dann sein Hostel in Mailand gefunden hatte, ging es auf direktem Weg zum Mittageessen um sich die erste Pizza zu gönnen. Die schmeckt in Italien nämlich immer noch am besten. Nach dem Check-In und den Bierkäufen im benachbarten Supermarkt machten wir uns dann am Nachmittag auf den Weg ins ca. 150km entfernte Reggio Emilia wo Atalanta aufgrund von Umbauarbeiten im eigenen Stadion das Spiel austragen sollte. Beim Versuch das große Dachfenster des Renault zu öffnen hatten wir dann auf einmal einen Mitarbeiter der firmeneigenen Notrufzentrale am Bordtelefon. Irgendein äußerst kompetenter Fabrikant muss anscheinend die nebeneinander liegenden SOS- und Fensterknöpfe falsch verdrahtet haben. Gott sei Dank saß auf der Rückbank ein native Speaker des Englischen, der die besorgten Fragen des Anrufers eloquent mit einem „Sorry mistake!“ zerstreuen konnte, sodass der ADAC für uns nicht ausrücken musste.

Während der Fahrt hielten es dann zwei Personen für sehr lustig sich gegenseitig über die Eintrittskarten zu verarschen bis wir dann am Stadion feststellen mussten, dass eine Karte letztendlich fehlte. Wo diese abgeblieben ist, verrät euch aber besser der Autor des zweiten Teils…
Das ganze wäre kein Drama, wenn die Karten in Italien nicht personalisiert wären. Da Italien aber scheinbar noch genauso ein digitales Entwicklungsland wie Deutschland ist, wurden die Namen der Besitzer nicht auf die Karte gedruckt, sondern mit Kugelschreiber beschriftet, sodass wir kurzfristig eine weitere Karten kauften, den Namen des Vorbesitzers durchstrichen und den neuen Namen ergänzten, sodass alle Bürener letztendlich ins Stadion gelangten. Ein weiteres Zeichen dafür, dass manche Sicherheitsmaßnahmen einfach total sinnfrei sind.

Abgesehen davon schüttete es in Reggio Emilia wie aus Eimern, man war schon klitschnass, bevor wir überhaupt einen Schritt ins Stadion gesetzt hatten und dort wurde es nicht besser, weil die beiden Hintertortribünen nicht überdacht waren. Trotzdem war die Hütte ein richtig cooler Oldschool-Schuppen ohne Schnörkel und mit riesigen Fluchtlichtmasten, geil! Zudem floss der Regen weiterhin in Strömen. Die Tribüne verwandelte sich deshalb nach und nach in einen kleinen Wasserfall. Man konnte somit nur noch auf den Sitzen stehen ohne sich nicht bis zu den Knöcheln (bzw. ein Mitfahrer bis zu den Knien) nass zu machen.

Zum Spiel und der Stimmung ist im ersten Bericht von Johanna und Benny schon alles gesagt, letztendlich ein unverdientes Weiterkommen, aber scheiß drauf!
Nach langer und nasser Blocksperre konnte man sich dann endlich auf den Rückweg machen und lernte die italienische Methode der Straßensperre im Abreiseverkehr kennen. Die werten Ordnungshüter tränken dort einfach Holzstöcke in Spiritus, zünden diese auf der Straße an und geben somit die Straßenführung vor. Kreativpunkt an die italienische Polizei.

Um 2 Uhr morgens dann letztendlich in unser Hostelzimmer gestürmt erwarteten uns dann noch zwei Überraschungen von denen, sowie dem Tag in Mailand nun der zweite Schreiberling der Truppe berichten wird. Wie bereits erwähnt, enterte die leicht angeheiterte Truppe zu nachtschlafender Zeit das Zimmer. Während die Geräuschkulisse dabei eh schon irgendwo zwischen Affenkäfig und startender Flugzeugturbine lag, wurde sie auch nicht geringer als der gelackmeierte Kartenwitzbold plötzlich seine Karten auf dem Bett des Kartenverteilers liegen sah. Aus der Nummer konnte sich dann auch ein wortgewandter und rhetorisch beschlagener Schreiberling nicht mehr rausquatschen und so blieb letzten Endes nur noch das zitieren unseres native Speakers: „Sorry, mistake!“ Nachdem man sich hierüber ca. 5 Minuten königlich amüsiert hatte, wollte man sich es gemütlich machen und den Tag in Ruhe ausklingen lassen. Hierzu wollte es sich unser abgebrochener Riese in seinem am Mittag mit viel Liebe und Mühe bezogenen Bett bequem machen, hielt jedoch plötzlich abrupt inne, denn sein Bett war schon besetzt. Während unserer Abwesenheit hatte das Hostel anscheinend den letzten freien Platz in unserem Zimmer an eine junge Dame vergeben, die nun friedlich schnurchelnd in der Koje lag. Oder sich einfach nur tot stellte, nachdem sie merkte mit was das Hostel ihr da eingebrockt hatte… Da man die Dame bis dahin für eine Kombination aus gelben Choreoschal und einem schwarzen T-Shirt gehalten hatte, kannte das Gewieher keine Grenzen als unser kleiner Mann mitten in der Nacht nochmal umziehen und auch das letzte freie Bett noch einmal neu beziehen musste. Nach getaner Arbeit wurden dann noch ein paar Bierchen genascht und überlegt, wie oft unser „Besuch“ seine Einquartierung wohl in dieser Nacht schon bereut hatte. Scheinbar nicht ganz so selten, denn bereits um 6 Uhr am nächsten Morgen war die junge Dame schon wieder verschwunden. An dieser Stelle erneut ein „Sorry“… aber auswärts muss das so.

Am nächsten Morgen trauten sich dann 3 Mann der Truppe ans Frühstücksbuffet und stärkten sich bei engelsgleichen Gitarrenklängen eines optischen Jesusnachfahren für den anstehenden Tag. Dies war auch bitter nötig, zumindest für den Teil der Truppe, der das Vergnügen hatte, das Auto wegzubringen. Mit einer Adresse und den besten Wünschen der Anderen versehen machte man sich auf den Weg ans andere Ende von Mailand, was auch erstmal ohne Probleme klappte. Vor Ort angekommen, ging die Schnitzeljagd dann aber los. Zunächst musste erst einmal ein Studium im Eilverfahren durchgezogen werden, um mit der Zapfsäule an der Tankstelle klarzukommen, danach stellte sich heraus, dass es sich bei der angegeben Adresse um ein riesiges Einkaufszentrum handelte, nicht aber um eine Autovermietung. Also 3 Runden um den Block gedreht und dann doch rein in den Laden. Hier konnte man so ziemlich alles erledigen, nur kein Auto wegbringen. Auf Grund der 24 Stunden-Leihe mit dezentem Zeitdruck im Nacken, war das Ganze natürlich nur halb so lustig. Da die Englischkenntnisse der Italiener in etwa den Italienischkenntnissen des Schreiberlings entsprachen, stellte sich schnell heraus, dass man sich die Frage nach dem Weg auch direkt hätte klemmen können. Also wieder raus und mit dem Mute der Verzweiflung einfach mal ein Haus weitergefahren und siehe da, im hinterletzten Winkel des Gebäudes saß tatsächlich die Autofirma. Also schnell den Schlüssel abgegeben und dann nach der Abnahme nichts wie weg, denn da der Beifahrer unter innerer Verwesung litt, befürchteten wir jede Sekunden das ABC-Katastrophenkommando auftauchen zu sehen und das Auto zu sprengen.

Um den Ort schnellstmöglich in Richtung Stadtmitte zu verlassen, ging es zum Bahnhof gegenüber. Hier bremste uns dann allerdings der Ticketautomat derbe aus, denn egal was wir eingaben, nie kam eine Fahrkarte dabei rum. Wäre uns nicht ein freundlicher Italiener zur Hilfe geeilt, wir stünden wohl noch immer da. In der Stadt angekommen trafen wir uns vorm Dom mit dem Rest der Truppe wieder, schossen für’s gute Gewissen ein paar Fotos und waren sogar gewillt, wirklich Kultur zu machen und den Dom zu besichtigen. Auf Grund von Einlasskontrollen wie am Flughafen verzichteten wir aber doch, da man schließlich Sack und Pack mitschlüren musste. Statt dessen kämpfte man sich durch Heerscharen von Tauben über den Domplatz in Richtung Tränke.

Unser Reiseführer kannte nämlich aus Zeiten seiner Studienfahrt noch eine urige englische Fußballkneipe, die man nach einigem Suchen auch fand. Wer auch mal in Mailand ist, der Laden heißt „The English Football Pub“ und ist sehr zu empfehlen. Hier ließ es sich aushalten und während zwei Schluckspechte die Bierkarte von oben nach unten durchprobierten konnte man die Auslosung der nächsten Runde verfolgen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, gegen das Werbeteam aus Leipzig zu spielen, muss man sich international jetzt auch noch mit der Mutter allen Übels aus Salzburg rumschlagen. Einzig positiv daran ist, dass sofort klar war sich das Auswärtsspiel zu schenken und so den Geldbeutel zu schonen. Denn der wurde, nicht zuletzt durch die Rechnung in der Kneipe, als man uns irgendwann wegen Feierabend nach draußen bat, doch sehr beansprucht. Da bis zum Abflug noch reichlich Zeit war, zog man also noch ein Häuschen weiter und landete in einer etwas nobleren Lokalität wo man den ein oder anderen prüfenden Blick erntete und wo war, einen Tisch in der letzten Ecke zu ergattern und seine Ruhe zu haben. Der Laden war dann aber letztlich doch sehr zu empfehlen, da die Getränke auf’s Haus gingen.

Gut gerüstet nahmen wir letztlich die vorletzte Etappe unserer Reise in Angriff und fuhren mit der Bahn in Richtung Flughafen. Bis auf die bereits erwähnte innere Verwesung eines Mitfahrers eine recht angenehme und entspannte Fahrt, die direkt am Flughafen endete und so noch genug Zeit blieb eine große Fast-Food Kette um ein paar Burger zu erleichtern, ein wenig auszuruhen und dann in aller Ruhe zum Flieger zu spazieren. Ebenso entspannt ging es im Anschluss über den Wolken in Richtung Heimat. Sicher in Düsseldorf gelandet, durfte man noch eine nächtliche Bahnfahrt zum Abflughafen in Köln hinterherschieben, ehe man dort für den letzten Lacher sorgte, indem zuerst das Parkticket (oder gehört uns bei dem Preis jetzt vielleicht doch der ganze Parkplatz?) bezahlte und sich dann Gedanken machte, wo genau man denn am Vortag das Auto hingestellt hatte. Nach kurzer, intensiver Suche tauchte der Flitzer zum Glück auf und es ging im Sardinendosenfeeling auf die letzte Etappe nach Büren zurück. Dort angekommen war dann zumindest für 4 von 5 Leuten das Bett die Erfüllung, wohingegen die restlichen 20% der Reisegruppe quasi direkt im Anschluss schon wieder an die Schüppe durften. Hat sicherlich fast soviel Spaß gemacht wie die Tour davor.

Autoren: Die zweite Reisegruppe

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